Das 1. Berliner Rum Festival fand vom 8. bis 9. Oktober 2011 in der Station Berlin statt. Als Vorbild dürften die Rum Festivals in London und den USA dienen. Dirk Becker, Besitzer des Rum Clubs, Mitglied im International Rum Expert Panel und aktiver Blogger, veranstaltet diese Messe zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum. Als Aussteller waren neben zahlreichen Rumständen auch Cachaça-Importeure vertreten. Perola war mit den Produkten der Marke Magnifica vor Ort, Delicana hatte einen eigenen Stand und schließlich bot Jericoa zahlreiche weitere Artesanal-Cachaças zur Verkostung an. Seven Spirits hatte neben zahlreichen Rums auch zwei Produkte der Marke Sagatiba vor Ort. Hier erlebte ich auch bereits die erste Enttäuschung, hatte ich mich doch auf die Verkostung von Sagatiba Preciosa gefreut. Leider wurde dieser Cachaça nicht zum Probieren angeboten, obwohl dies auf der Internetseite des Rum Festivals so angegeben war. Die freundliche Vertreterin verwies mich auf die letzten sieben Flaschen zu je etwa 250 Euro oder den Besuch einer Bar. Überhaupt waren zahlreiche Produkte zwar an den Ständen vertreten, die jedoch nicht verkostet werden konnten. Etwas entschädigen konnten kurz vor der Markteinführung stehende Rums, die bereits angeboten wurden.
Delicana präsentierte die zwei neuen Sorten Castanha und Ipé Roxo. Die beiden Brände wurden jeweils für ein Jahr in Fässern aus recht speziellen Hölzern gelagert. Außerdem konnte ich an ihrem Stand eine Cocktail-Kreation mit Rosmarin und Apfelsaft probieren, die exotischer schmeckte als der verwendete Saft vermuten ließ. Direkt nebenan war Magnifica vertreten, auch hier konnte neben den drei Produkten eine ganze Reihe an Cocktails verkostet werden. Einer davon war ein Drink mit Salbei, dessen Rezept ich demnächst vorstellen möchte. Dietrich Flath von Jericoa hatte am anderen Ende der Halle seinen Stand und dort die größte Bandbreite von Cachaça-Produkten im Angebot. Ein neuer Cachaça aus Paraty unter dem Namen Santo Grau zog meine Ausmerksamkeit auf sich.
Zahlreiche Seminare wurden angeboten, von denen ich jedoch mangels Interesse keines besuchte. Einzig das Tiki-Seminar vom Beachbum Berry wäre sicher einen Besuch wert gewesen, dieses schlug jedoch erneut mit 10 Euro zu Buche. Angesichts von Eintrittspreisen von 20 Euro für einen Tag bzw. 38 Euro für zwei Tage fand ich auch 3 Euro für 0,5 Liter Wasser eine stolze Ansage. Für mich zu viel, gerade im Kontext der Verkostung von hochprozentigem Alkohol. Das restliche Catering und seine Preise habe ich mir nicht angeschaut. Sehr gefallen haben mir die zahlreichen Sitzmöglichkeiten im Eingangsbereich sowie das Willkommenspaket bestehend aus Probierglas, Tasche, Verkostungsbögen und einem Kugelschreiber.
Am zweiten Tag wurden die Medalien für zur Bewertung nominierte Produkte vergeben. In der Kategorie Cachaça erhielt Delicana Silver die Goldmedalie. Silber ging an Santo Grau Paraty und dritter wurde die neue Sorte Delicana Castanha. Dieses Ranking wurde durch eine Jury um Veranstalter Dirk Becker festgelegt, in der fachkundige Verkoster vertreten waren. Ansonsten hätte man sich den Besuch am zweiten Tag durchaus sparen können, der Großteil der Messe war an einem Tag machbar. Lediglich der Besuch der Rum Company aus Miltenberg stellte noch einen Höhepunkt dar. Die Betreiber, wohnhaft ganz in meiner Nähe, hatten tolle Produkte am Stand. Meiner Meinung nach lohnt sich ein Besuch vor allem für Endverbraucher. Ich hoffe die Veranstalter runden das Konzept bis zum nächsten Jahr noch etwas ab, dann wird diese Messe ein Höhepunkt im Spirituosen-Terminkalender.
Der am ersten Abend besuchte Lebensstern hatte Sagatiba Preciosa tatsächlich im Angebot – zu einem Preis von 52 Euro für 4 cl. Das restliche Sortiment an Zuckerrohrbränden aus Brasilien war ganz ordentlich, die Auswahl an Rum jedoch definitiv überwältigend. Mein Drink mit Senflikör konnte mich leider nicht überzeugen.