Vom 13. auf den 14. Februar 2010 veranstaltete Mixology, Magazin für angewandte Barkultur, das Bloggertreffen “Blog trifft Gastro” in Berlin. Bereits am Abend zuvor war ich nach einer anstrengenden Autofahrt rechtzeitig in der Hauptstadt angekommen. Zum Glück liegt das Citystay Hostel sehr zentral und ich konnte das ganze Wochenende über schnell zu den einzelnen Stationen meines Aufenthalts kommen. Nach einer kurzen Pause begann der Abend im Botequim Carioca mit Dietrich Flath von Cachaça-Online. Eigentlich wollte auch René Löw von Delicana dazustoßen, er fiel leider krankheitsbedingt aus. Bei leckerem brasilianischem Essen tauschten wir uns über Brasilien, Cachaça und unsere Internetprojekte aus.
Nach dem Abendessen zog es uns gleich weiter in den Rumclub bzw. die Triobar am anderen Ende der Stadt. Dort warteten bereits Dirk Becker, Michael Meinke und zahlreiche Gäste auf unser Erscheinen. Pünktlich um 21 Uhr startete das Cachaça-Tasting mit Erläuterungen zu Geschichte und Herstellung. Etwa 20 Gäste probierten sich durch neun Spirituosen. Calor Brasilis, Serra das Almas silber und gold, Portal da Chapada, Delicana Premium, Rio do Engenho Reserva, Morro do Sao Paulo Escuro, Casa Bucco Envelhacida und der Cachaça-Likör von Delicana wurden mit Wasserbegleitung verkostet. Mir gefiel besonders der Rio do Engenho Reserva, den ich mir sicher demnächst bestellen und hier vorstellen werde. Im Anschluss an das Tasting wartete leckeres Fingerfood auf die Besucher und Dirk gab einige selbst kreierte Cocktails mit Cachaça zum Besten. Gut angenommen wurde z.B. der bereits vorgestellte Cachaça Pimentada. Die Blogger Matthias Metze, Gerhard Schollmann und Thomas Lippert erweiterten die Runde und hielten das Tasting separat ab. Der Abend gestaltete sich auch im weiteren Verlauf sehr informativ und interessant, bevor mich Dietrich bei meinem Hostel absetzte.
Am Samstag Morgen machte ich mich auf den kurzen Fußweg von meiner Unterkunft zum Circus Hotel. Dieses Hotel wurde von den Betreibern eines gleichnamigen Hostels gegründet, um dem alternden Publikum eine angemessene Bleibe zu bieten. In dem Hotel befindet sich auch ein Restaurant/Bar-Konzept mit dem Namen „Fabisch„. Dort warteten bereits einige andere Blogger und der Organisator, Helmut Adam, bei Frühstück und Getränken. Nach einiger Zeit waren wir etwa 20 Personen, die in zwei Gruppen durch das Hotel geführt wurden. Die Philosopie eines nachhaltigen Ansatzes was Ausstattung und Gestaltung der Zimmer angeht, fand ich gut und ansprechend. Hier könnte ich mir ebenfalls vorstellen einmal abzusteigen. Das im Anschluss besuchte Hotel Amano liegt nur wenige hundert Meter weit entfernt und hat bei ähnlicher Preislage einen etwas anderen Ansatz. Die Zimmer sind edel ausgestattet und die Dachterasse, ab nächsten Sommer auch als Bar genutzt, ist ein deutliches Alleinstellungsmerkmal. Dafür gibt es im Hotel kein Restaurant aber eine durchgestylte öffentlich zugängliche Bar. Das dritte besuchte Hotel trägt den Namen „Casa Camper“ doch bevor die Zimmer besichtigt wurden, lud man uns auf ein paar Snacks in das integrierte Restaurant „dos pallilos“ ein. Dieses bietet vor allem edle asiatische Speisen aus einer einsehbaren Küche an. An einer langen Theke, durch eine große Schaufensterscheibe von den Passanten getrennt, verkosteten wir einen Apperitiv und drei Gänge. Auf dem Weg zu den Zimmern fühlt man sich oft an das Interieur eines Kinos erinnert. Die Zimmer sind großzügig und bestens ausgestattet. In der vergleichsweise hohen Rate ist das im Dachgeschoss angebotene Buffet mit Speisen und Getränken rund um die Uhr inkludiert.
Drei Taxen beförderten uns zum Büro von Mixology in den Höfen am Osthafen. Beim Betreten der Redaktionsräume denkt man zunächst in eine Bar zu kommen, ein großer Teil des Empfangsbereichs wird von Flaschenregalen und Bartresen eingenommen. Im Lager setzt sich die rießige Auswahl an Spirituosen und weiteren Mixzutaten fort, vor allem die Barblogger waren direkt begeistert. Vom Hauptraum, in dem wir uns bei einem Kaffee niederließen, kann man in die verschiedenen Büros der Redaktionsmitglieder eintreten. Helmut Adam erzählte aus der Geschichte von Mixology und stellte einige Projekte vor, die sein Team neben der Gestaltung des zweimonatlich erscheinenden Printmagazins durchführt. Ein Büro-Bartender alias René Tempel ist in den Redaktionsräumen eine eher seltene Erscheinung aber für uns gab es frei auswählbare Drinks aus dem umfangreichen Barstock von Mixology. Mein Cachaça Sour mit Armazem Vieira schmeckte vorzüglich, die anderen Blogger waren ebenfalls begeistert von ihren Drinks.
Während die Meisten direkt zum Abendessen ins Wahllokal fuhren, wollten Oliver Steffens von Trinklaune und ich uns kurz frisch machen. Dazu kämpften wir uns zunächst mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zum Hackeschen Markt. Nach einem längeren Fußmarsch kam ich eine viertel Stunde zu spät in das Restaurant aber so konnte ich unterwegs wenigstens das Flair des Viertels besser kennen lernen. Die meisten Blogger entschieden sich für ein Überraschungsmenue, ich war weniger experimentierfreudig und bestellte ein 45-Minuten-Ei, Hühnchen aus luftleerem Raum sowie eine Nachspeise mit Ananas, Ingwer-Nuß-Eis und Currykaramell. Bereichert wurde die Auswahl von allen durch einen Gruß aus der Küche. Die Speisen wurden in einer Schauküche zubereitet, die man von überall im Restaurant mehr oder weniger gut einsehen kann. Besonders bemerkenswert ist die Handwaschvorrichtung bei den Toiletten aber das muss man einfach selbst gesehen haben.
Der Aufenthalt im Wahllokal dauerte deutlich länger als geplant und so war es bereits gegen Mitternacht als wir an der Admiralsbar im Admiralspalast ankamen. Dort staunten die meisten Blogger nicht schlecht aufgrund der unscheinbaren Erscheinung nach Außen und der Atmosphäre beim Betreten der Bar mit einem Fokus auf Absinth. Während sich fast alle um einen Tisch im Gastraum versammelten, zog es Oliver Steffens und mich eher zu Goncalos Monteiro an die Bar. Unsere Drinks waren ausgezeichnet und wir genossen es diesem Profi bei der Arbeit zuzuschauen. Da die meisten Blogger langsam müde wurden, verabschiedeten sich Oliver und ich und zogen weiter zur Amano Bar im gleichnamigen Hotel, das wir bereits am Morgen besichtigt hatten. Der Chefbartender Philip Bischoff verwöhnte uns mit ausgewogenen Drinks, die von einem kleinen Mitternachtssnack begleitet wurden. Gegen drei Uhr trennten sich die Wege von meinen Barblog-Kollegen, der zu seinem Glück direkt im Hotel Amano abgestiegen war, und mir.
Am nächsten Morgen packte ich meine sieben Sachen zusammen, kaufte die bei jedem Berlin-Besuch obligatorischen Donuts und stärkte mich noch für die lange Heimreise. Zum Glück war das Wetter besser und die Autobahn leer, die Fahrt war demnach deutlich entspannter als zwei Tage zuvor. Zu Hause angekommen musste ich mich erst einmal von dem anstrengenden Wochenende erholen. Die einzelnen Programmpunkte waren sehr interessant und ich war begeistert von den vielfältigen Blogprojekten und ihren Betreibern. Von der Cachaça-Seite aus betrachtet bildete das Tasting am Freitag den Höhepunkt, jedoch waren auch die besuchten Bars am Samstag allesamt klasse. Vielen Dank an den Organisator und die zahlreich angereisten Gastroblogger! Blog trifft Gastro wird im Jahr 2011 wohl in Bamberg stattfinden, dann aber sicher wieder mit weniger Barbezug als in Berlin.