Mit großem Brimborium war Sagatiba Preciosa im Jahr 2007 von Brand Support in den deutschen Markt eingeführt worden. Zwischendurch wurde die Marke von Seven Spirits vertrieben, mittlerweile wurde sie an Campari verkauft. Preciosa ist das Flagschiff der Produktlinie von Sagatiba, zu ihr gehören außerdem noch der ungelagerte Sagatiba Pura und ein in Eiche gelagertes Produkt namens Sagatiba Velha.
Der Basisbrand wurde 1982 destilliert und in alte Fässer aus französischer Eiche abgefüllt, die Francisco Schmidt Anfang des letzten Jahrhunderts von Europa nach Brasilien gebracht hatte. Angeblich gerieten die gefüllten Fässer in Vergessenheit und wurden erst im Jahr 2003 wieder entdeckt. Somit lagerte der Brand etwa 23 Jahre im Holzfass. Mir ist kein weiterer Cachaça bekannt, der dermaßen lange gelagert wurde. Armazem Vieira Onix ist mit 16 Jahren deutlich hinter Sagatiba Preciosa. Die ersten zehn Flaschen wurden versteigert, anschließend konnte man das streng limitierte Produkt für etwa 250 Euro kaufen. Mittlerweile sind laut Importeur noch sieben Flaschen am Lager und der Preis hat nach einer leichten Senkung noch einmal deutlich angezogen. Nachdem ich lange nach einer Bar suchte, in der ich das Produkt hätte probieren können, lud mich Mike in seiner Triobar am Ende des Bar Convents 2011 zu einem Gläschen ein. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank!
An der Nase kommt zunächst ein runder und milder Gesamteindruck an. Viel Holz, eine leichte alkoholische Note und eine leichte Süße machen Lust darauf den Brand zu probieren. Im Geschmack kommt wieder eine leichte Süße hervor, begleitet von Holztönen und etwas Frucht. Der Cachaça brennt leicht auf der Zunge und zeigt sich rauer als im Geruch. Eine etwas seifige Note wird im Rachen leicht bitter. Ansonsten ist der Nachhall undefinierbar, nicht angenehm und auch nicht besonders spektakulär. Die typischen Eigenschaften von Cachaça sucht man leider vergebens, kein Wunder nach der langen Lagerzeit.
Meiner Meinung nach ist Sagatiba Preciosa kein Produkt, welches man probiert haben oder gar im Barstock haben muss. Die lange Lagerzeit führt zum Verlust von nahezu sämtlichen Eigenheiten des brasilianischen Zuckerrohrbrandes. Genau wie bei sehr lange gelagertem Tequila wird das Ergebniss beliebig und könnte genausogut Cognac oder ein anderer Weinbrand sein. Von dem Preis-Leistungs-Verhältniss ganz zu schweigen…
Erhältlich ist dieser Cachaça unter Anderem beim Kölner Rum Kontor zu einem Preis von etwa 340 Euro für die 0,7 Liter Flasche.