Archiv für die Kategorie ‘Getestete Cachaças’

Sagatiba Preciosa

Sonntag, 04. Dezember 2011

Mit großem Brimborium war Sagatiba Preciosa im Jahr 2007 von Brand Support in den deutschen Markt eingeführt worden. Zwischendurch wurde die Marke von Seven Spirits vertrieben, mittlerweile wurde sie an Campari verkauft. Preciosa ist das Flagschiff der Produktlinie von Sagatiba, zu ihr gehören außerdem noch der ungelagerte Sagatiba Pura und ein in Eiche gelagertes Produkt namens Sagatiba Velha.

Der Basisbrand wurde 1982 destilliert und in alte Fässer aus französischer Eiche abgefüllt, die Francisco Schmidt Anfang des letzten Jahrhunderts von Europa nach Brasilien gebracht hatte. Angeblich gerieten die gefüllten Fässer in Vergessenheit und wurden erst im Jahr 2003 wieder entdeckt. Somit lagerte der Brand etwa 23 Jahre im Holzfass. Mir ist kein weiterer Cachaça bekannt, der dermaßen lange gelagert wurde. Armazem Vieira Onix ist mit 16 Jahren deutlich hinter Sagatiba Preciosa. Die ersten zehn Flaschen wurden versteigert, anschließend konnte man das streng limitierte Produkt für etwa 250 Euro kaufen. Mittlerweile sind laut Importeur noch sieben Flaschen am Lager und der Preis hat nach einer leichten Senkung noch einmal deutlich angezogen. Nachdem ich lange nach einer Bar suchte, in der ich das Produkt hätte probieren können, lud mich Mike in seiner Triobar am Ende des Bar Convents 2011 zu einem Gläschen ein. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank!

An der Nase kommt zunächst ein runder und milder Gesamteindruck an. Viel Holz, eine leichte alkoholische Note und eine leichte Süße machen Lust darauf den Brand zu probieren. Im Geschmack kommt wieder eine leichte Süße hervor, begleitet von Holztönen und etwas Frucht. Der Cachaça brennt leicht auf der Zunge und zeigt sich rauer als im Geruch. Eine etwas seifige Note wird im Rachen leicht bitter. Ansonsten ist der Nachhall undefinierbar, nicht angenehm und auch nicht besonders spektakulär. Die typischen Eigenschaften von Cachaça sucht man leider vergebens, kein Wunder nach der langen Lagerzeit.

Meiner Meinung nach ist Sagatiba Preciosa kein Produkt, welches man probiert haben oder gar im Barstock haben muss. Die lange Lagerzeit führt zum Verlust von nahezu sämtlichen Eigenheiten des brasilianischen Zuckerrohrbrandes. Genau wie bei sehr lange gelagertem Tequila wird das Ergebniss beliebig und könnte genausogut Cognac oder ein anderer Weinbrand sein. Von dem Preis-Leistungs-Verhältniss ganz zu schweigen…

Erhältlich ist dieser Cachaça unter Anderem beim Kölner Rum Kontor zu einem Preis von etwa 340 Euro für die 0,7 Liter Flasche.

Ypioca Ouro

Donnerstag, 15. September 2011

Ypioca Ouro ist eines der zahlreichen Produkte der 1846 gegründeten Firmengruppe Ypioca. Die große Bandbreite an angebotenen Cachaças wird industriell im Bundesstaat Ceará hergestellt. Der Inhalt der Qualität Ouro ist keineswegs, wie man vielleicht vermuten würde, identisch mit dem Inhalt von Ypioca Gold. Dennoch sind sich beide Produkte sehr ähnlich, größtes Unterscheidungsmerkmal ist die mit geflochtenen Fasern verzierte Flasche.

Das komplette Zuckerrohr wird von Ypioca auf eigenen Plantagen nach dem biologisch dynamischen Verfahren angebaut. Die vergorene Maische wird anschließend destilliert. Ypioca Ouro lagert danach zwei Jahre in Fässern aus Bálsamo. Dies ist doppelt so lange wie beim Schwesterprodukt der Qualität Gold. Auch hier werden wohl relativ kleine Fässer benutzt, die Farbe ist dunkel.

An der Nase präsentiert sich der Zuckerrohrbrand trocken, ausgewogen und weich. Lageraromen sind auszumachen, diese erinnern an den Geruch von Zimtstangen. Im Geschmack bringt Ypioca Ouro zunächst etwas Süße mit. Ein warmes Mundgefühl begleitet die auch hier wieder erkennbaren Lageraromen. Eine leichte Bitterkeit trübt den Genuss, ehe sich der Geschmack schnell von der Zunge verabschiedet. Auch im Nachklang bleibt nicht viel erhalten, hier stellt sich der Cachaça als langweilig dar.

Meiner Meinung nach ist Ypioca Ouro durch die längere Lagerzeit keinesfalls das bessere Produkt. Vielmehr geht das Meiste von der zuvor enthaltenen Frische verloren und macht das Destillat zunehmend langweilig. Der Qualität Gold ist somit der Vorzug zu geben, zumal diese meist etwas günstiger angeboten wird. Dies war vorerst der letzte vorgestellte gelagerte Cachaça aus industrieller Herstellung.

Auf Caipitest.de rangiert Ypioca Ouro auf dem 29. Platz in der Gesamtliste.

Erhältlich ist dieser Cachaça bei Barfish, dem Kölner Rum Kontor und Weinquelle zu einem Literpreis von etwa 18 Euro.

Ypioca Gold

Montag, 29. August 2011

Ypioca Gold ist ein industriell hergestellter Cachaça aus dem Bundesstaat Ceará. Im Portfolio von Ypioca befinden sich zahlreiche weitere Brände und Liköre auf Basis von Cachaça. Das Topprodukt stellt Ypioca 150 dar, welches 6 Jahre in Fässern aus unterschiedlichen Hölzern reift. Neben Spirituosen stellt das 1846 gegründete Unternehmen auch andere Industriegüter wie Papier und Fleisch her.

Das verwendete Zuckerrohr wird auf eigenen Plantagen nach dem biologisch dynamischen Verfahren angebaut und selbst destilliert. Ypioca Gold wurde anschließend ein Jahr in Fässern aus Bálsamo gelagert. Die Farbe des Cachaças ist sehr dunkel, daher ist von der Lagerung in kleinen Fässern oder einer leichten Nachfärbung auszugehen. An der Nase kommen zunächst weiche Aromen mit einer leichten Süße an. Grastöne sind zu erkennen, außerdem riecht das Produkt leicht seifig. Der Geschmack bestätigt den leicht süßen Eindruck, wahrscheinlich wurde mit etwas Zucker nachgeholfen. Die warme und weiche Spirituose verfügt über deutliche Lageraromen, die den Brand als leicht muffig rüber kommen lassen. Die zuvor erwähnten seifigen Aromen sind auch auf der Zunge zu spüren. Der Gesamteindruck bleibt lange am Gaumen erhalten und ist als recht angenehm zu beschreiben.

Meiner Meinung nach handelt es sich bei Ypioca Gold um eines der besseren Produkte aus sechs zusammen verkosteten  industriell hergestellten und gelagerten Cachaças. Sagatiba Velha verweist den Brand auf den zweiten Platz.

Erhältlich ist dieser Cachaça bei Barfish, dem Kölner Rum Kontor und Vicios Brasileiros zu einem Literpreis von etwa 18 Euro.

Velho Barreiro Special Reserve

Donnerstag, 04. August 2011

Velho Barreiro vertreibt in Deutschland neben der kurz bzw. 10 Jahre gelagerten Qualität auch noch „Special Reserve“, welcher von der Lagerzeit dazwischen liegt. Alle Produkte unter dem Markennamen Velho Barreiro werden von der industriellen Brennerei “Tatuzinho – 3 Fazendas” in der Stadt Rio Claro im brasilianischen Bundesstaat São Paulo hergestellt. Nach der Destillation wird der Brand in große Holzfässer gefüllt und drei Jahre gelagert. Bevor die Spirituose in die klare Flasche kommt, wird sie mit Zucker versetzt und mit Wasser auf 39% herabgesetzt. Auf den Zuckerzusatz wird mit dem Hinweis “Adoçada” hingewiesen.

Die deutlich braun gefärbte Spirituose verströmt zunächst einen deutlich süßen und dadurch angenehmen Duft. Leichte Grasaromen, etwas Eiche und eine leichte Schärfe kommen an der Nase an. Der Geschmack wird von einer fast alles überlagernden Süße dominiert. Dennoch zeigt sich eine leichte alkoholische Schärfe. Der Cachaça bizzelt etwas auf der Zunge und füllt den Rachen schnell mit einem eher beliebigen Geschmack. Die nahezu fehlenden Aromen machen die pure Verkostung langweilig.

Meiner Meinung nach, eignet sich dieser Cachaça, trotz seiner drei Jahre Lagerung, keinesfalls zum Purgenuss. Von den anderen fünf verkosteten, industriell hergestellten und gelagerten Cachaças hebt er sich vor allem durch seine starke Nachsüßung negativ ab. In einem Cachaça Sour oder der Caipirinha weiß er jedoch zu überzeugen. Besonders die alles überlagernde Süße sorgt hier für einen massentauglichen Geschmack.

Beim großen online Cachaça-Tasting landete das Produkt auf dem 1. Platz unten den gelagerten Cachaças. Auf Caipitest.de rangiert Velho Barreiro Gold auf dem 1. Platz in der Gesamtliste.

Erhältlich ist dieser Cachaça bei Barfish, dem Kölner Rum Kontor und Vicios Brasileiros zu einem Literpreis von etwa 15 Euro.

Sagatiba Velha

Donnerstag, 21. Juli 2011

Von Sagatiba gibt es neben der ungelagerten Standard-Abfüllung auch einen gelagerten Brand mit der Bezeichnung „Velha“. Diese Sorte wurde ebenfalls 2006 in den deutschen Markt eingeführt, die Marke selbst existiert aber schon zwei Jahre länger. Sagatiba bedeutet “die unendliche Suche”, was sich auch in dem Unendlichkeitszeichen des Logos wiederfindet. Die zusammengekauften Ursprungsbrände werden auch bei dieser Sorte noch einmal destilliert und anschließend für zwei Jahre in Fässern aus Amerikanischer Eiche gelagert. Nach einer anschließenden Filtrierung wird die Spirituose auf 38% herunterverdünnt und direkt in der Produktionsanlage im Bundesstaat São Paulo abgefüllt.

Die Farbe ist für einen zwei Jahre gelagerten Brand relativ dunkel. An der Nase kommen zunächst Aromen an, die sich als hart, kantig und scharf darstellen. Dann folgt eine leichte Süße, die nicht zu aufdringlich ist. Eine leichte Floralität mit Anklängen von Kamille macht den Duft doch wieder gefällig. Auf der Zunge präsentiert sich Sagatiba Velha trocken, rund und relativ weich. Unbestimmbare Lageraromen bleiben kurz im Mund, der Nachhall ist weich und angenehm aber leider recht unbestimmt. Die Spirituose hat, wie die ungelagerte Version, sicher eine gute chemische Qualität – leider fehlt es dadurch an Charakter und der spezifischen Zuckerrohrbrand-Aromatik.

Meiner Meinung nach handelt es sich bei Sagatiba Velha um das beste Produkt aus sechs zusammen verkosteten  industriell hergestellten und gelagerten Cachaças. Der Unterschied zum Tiefpunkt Pitu Especial de Ouro ist deutlich bemerkbar, dennoch handelt es sich auch hier nicht um einen wirklich empfehlenswertes Produkt.

Erhältlich ist dieser Cachaça unter Anderem bei Barfish zu einem Preis von etwa 22 Euro für die 0,7 Liter Flasche.